CUSTOS eG
Eigentümergenossenschaft

Wir über uns

 

Zeitungsbericht aus dem Gründungsjahr 2012 der CUSTOS eG:
Die erste Kulturgenossenschaft
Neue Perspektiven für „Cultimo“: Haus-Eigentümerin „Custos“ mit neuer Rechtsform – Volksbank hilft
 
Von Thomas Schmidt, Bremervörder Zeitung.
 
Kuhtedtermoor. In der Landwirtschaft gibt es sie schon lange, im Energiesektor immer öfter und in der Kreditwirtschaft hat sie mit den Volksbanken sogar die jüngste Finanzkrise besser überstanden als manch andere Bank: die Genossenschaft. Dass diese aus dem 19. Jahrhundert stammende Rechtsform auch für die Kultur Früchte tragen und den „Weg freien machen“ kann, zeigt sich jetzt in Kuhstedtermoor. Die Custos GmbH, Eigentümerin der Immobilie, die vom Kulturverein „Cultimo“ gemietet wird, ist erfolgreich in eine Genossenschaft umgewandelt worden – und bietet als einzige Genossenschaft dieser Art in der Region allen Beteiligten neue Perspektiven für den Kulturtreff im Moor, der jedes Jahr rund 50 Veranstaltungen auf die Beine stellt.
 
 
Bei einem Pressetermin in der Volksbank Gnarrenburg stellte sich die neue Genossenschaft am Mittwoch vor. Dass der Termin in der Bank stattfand, kommt nicht von ungefähr. Der Hausherr, Volksbankchef Georg Langer, sagte, dass sich das genossenschaftlich geführte Kreditinstitut immer in besonderem Maße engagiere, wenn sich eine neue Genossenschaft gründe. „Wir sind stolz darauf, dass sich der genossenschaftliche Gedanke immer weiter durchsetzt. Es gibt einen Trend zur Genossenschaft, und das finden wir gut“, sagte Langer auch mit Blick auf das im vergangenen Jahr von den Vereinten Nationen ausgerufene „Jahr der Genossenschaften“. Nicht die kurzfristige Rendite, sondern das nachhaltige Wohl aller Mitglieder sei das Ziel einer Genossenschaft, sagte Langer. Und das werde jetzt auch der Kultur in der Region zugute kommen.„Vater“ der Custos-Genossenschaft ist denn auch ein gestandener Volksbanker: Frank Tietjen. Als ehemaliger Geschäftsführer der Custos GmbH war Tietjen maßgeblich an der überaus komplexen Umwandlung der GmbH in eine Genossenschaft beteiligt. Er betrat Neuland, in das sich auch Rechtspfleger am Amtsgericht erstmal „einarbeiten“ mussten. Nach über zwei Jahren Vorbereitungszeit ist es schließlich gelungen: Die Custos-Genossenschaft wurde im November 2012 ins Genossenschaftsregister eingetragen und zählt heute 59 Mitglieder, darunter viele „Bürger der ersten Stunde“, die mit Einlagen von 500 bis 5000 Euro und mehr auch an der vor sechs Jahren gegründeten GmbH beteiligt waren, aber auch neue Mitglieder wie die Volksbank oder die RWG. Jeder, der etwas für die Kultur im ländlichen Raum tun möchte, kann jetzt mit einer Mindesteinlage von 500 Euro Mitglied werden.Ein „Mann der ersten Stunde“ erinnerte an die Anfänge von Custos, was zu Deutsch „Wächter“ heißt: Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Wangnick. Er rief vor allem den Schock, der vor sieben Jahren zur Gründung von Custos führte, in Erinnerung: Rechte Kreise hatten die marode Dorfgaststätte im Visier, auch wegen der Nähe zum Schießstand des Schützenvereins.Verfassungsschutz und eine Hundertschaft der Polizei verhinderten in einer Aufsehen erregenden Aktion das Konzert von Neonazis. Nicht nur Kuhstedtermoorer waren alarmiert. Engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Dorf und den Nachbarorten kauften die Dorfgaststätte bei einer Zwangsversteigerung den Nazis vor der Nase weg – darunter auch Wangnick. „Wir wollten verhindern, dass das Haus in die Hände der rechten Szene geriet.“ Er erinnerte auch daran, dass es schon bald darum ging, die Immobilie mit Leben zu erfüllen – die Idee für den Kulturverein „Cultimo“ war geboren, der schließlich Mieter des Hauses in Kuhstedtermoor 24 wurde.Doch schon bald zeigte sich, dass die Rechtsform der GmbH ein Konstruktionsfehler war. Eine Gesellschaft mit beschfänkter Haftung sei mit einer so großen Zahl der Gesellschafter nicht mehr zu führen gewesen, sagte Tiejen. Doch vor allem verursache diese Rechtsform hohe Kosten, weil schon die Neuaufnahme eines neuen Gesellschafters notariell beglaubigt werden müsse. Und darum geht es der Genossenschaft für die Zukunft: viele neue Mitglieder zu werben, um das Projekt auf so viele Schultern wie möglich zu stellen, sagte Tietjen. „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“, zitierte er Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der das Genossenschaftsprinzip im 19. Jahrhundert so beschrieben hat.Neben Tietjen ist der Gnarrenburger Uwe Kordes gleichberechtigtes Vorstandsmitglied der Custos-Genossensschaft. Kordes ist Vorstandsmitglied der Volksbank Bremerhaven-Cuxland, war auch lange Zeit im Genossenschaftsverband tätig. Kordes lobte weitere Vorteile des Genossenschaftsmodells: ein Höchstmaß an Transparenz und Kontrolle nämlich. Denn die Genossenschaft sei urdemokratisch, da jedes Mitglied nur eine Stimme habe, egal wie hoch der Anteil ist. Die externe Prüfung durch den Genossenschaftsverband böte einen weiteren Garant dafür, dass die Genossenschaft zum Wohl der Mitglieder geführt werde, so Kordes.Nach der Gründungsphase will die Genossenschaft schon in diesem Jahr zur Steigerung der Attraktivität des Kulturtreffs beitragen. Tietjen, dessen „unermüdliches Engagement“ bei der Genossenschaftsgründung von Langer und Wangnick gelobt wurde, nannte als Nahziel die weitere Aufwertung des Gebäudes. So ist der Bau einer Sommerterrasse geplant, die hinter dem Gebäude auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden soll. Auch das übrige Außengelände soll attraktiver werden, sagten Tietjen und Kordes, die ihre Tätigkeit ehrenamtlich wahrnehmen.Der AufsichtsratDie Mitglieder haben bereits im vergangenen Jahr den Aufsichtsrat gewählt. Neben dem Kuhstedtermoorer Diplom-Ingenieur Klaus Wangnick (Vorsitzender) sind die beiden Unternehmer Werner Schlüter und Hanjo Postels aus Gnarrenburg sowie die Kuhstedtermoorer PR-Beraterin Dr. Christa Dürr im Aufsichtsrat